Was ist Ayurveda?

Bali Skulpturen-Paar Moodbild für Ayurveda

Eine persönliche Einführung in die Lehre vom Leben im Gleichgewicht

Vielleicht hast du schon mal von Ayurveda gehört – dieser alten indischen Gesundheitslehre, die heute weltweit bekannt ist. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Ayurveda bedeutet wörtlich „Wissen vom Leben“. Es geht darum, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen – und mit der Natur zu leben, statt gegen sie. Die Wurzeln reichen mehrere tausend Jahre zurück, zu einer Hochkultur im Norden Indiens. Damals beobachteten spirituelle Weise – die sogenannten Rishis – die Natur ganz genau. Sie erkannten, dass die Rhythmen der Natur auch im Menschen wirken. Dieses Wissen wurde über Generationen weitergegeben und in alten Schriften festgehalten.

Was ich persönlich so schön finde: Ayurveda sieht den Menschen nicht isoliert, sondern als Teil eines grossen Ganzen. Alles hängt zusammen – unsere Ernährung, unsere Gedanken, die Jahreszeiten, sogar das Wetter. Und weil wir ständig von unserer Umgebung beeinflusst werden, braucht es ein feines Gespür für Balance.

Die Grundgedanken von Ayurveda – ganz einfach erklärt

Körper, Geist und Seele gehören zusammen. Wenn eines aus dem Gleichgewicht gerät, spüren wir das oft an ganz anderen Stellen.

Wir sind Natur Unser Körper folgt denselben Rhythmen wie die Natur – z. B. dem Wechsel der Jahreszeiten oder dem Tageslicht.

Jeder Mensch ist einzigartig. Deshalb gibt es im Ayurveda keine Pauschallösungen. Was dir guttut, kann für jemand anderen zu viel oder zu wenig sein.

Doshas und Konstitution

Was Vata, Pitta und Kapha mit dir zu tun haben

Wenn du dich mit Ayurveda beschäftigst, wirst du ziemlich schnell auf die Begriffe Vata, Pitta und Kapha stossen – und vielleicht auch auf die Frage: „Welcher Dosha-Typ bin ich eigentlich?“ Aber was bedeutet das genau?

Die drei Doshas sind so etwas wie Grundkräfte, die in jedem von uns wirken. Sie entstehen aus den fünf Elementen – Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum – und übertragen deren Eigenschaften auf unseren Körper und Geist. Sie beeinflussen, wie wir denken, verdauen, fühlen und auf unsere Umwelt reagieren.

Symbol für Vata-Dosha

Vata – das Bewegungsprinzip

Vata ist zuständig für alles, was sich bewegt: Atmung, Herzschlag, Verdauung, Nervenimpulse – sogar die Zellteilung. Es bringt Leichtigkeit, Kreativität und Flexibilität in unser System. Vata besteht aus Raum und Luft und hat Eigenschaften wie trocken, kalt, leicht und beweglich. Sein „Sitz“ im Körper liegt vor allem im unteren Bauchraum, im Dickdarm und in den feinen Hohlräumen wie den Knochen.

Symbol für Pitta-Dosha im Ayurveda

Pitta – das Transformationsprinzip

Pitta ist die Kraft, die Dinge verändert und verarbeitet: Verdauung, Stoffwechsel, Körperwärme, Denkprozesse. Es steht für Klarheit, Entschlossenheit und Ausstrahlung. Pitta besteht hauptsächlich aus Feuer, mit etwas Wasser – und ist heiss, scharf, leicht ölig und sauer. Sein Zentrum liegt im Dünndarm, in der Leber, im Blut und in den Schweissdrüsen.

Symbol für das Kapha-Dosha im Ayurveda

Kapha - das Stabilitätsprinzip

Kapha sorgt für Struktur, Kraft und Ruhe. Es baut Gewebe auf, hält Gelenke geschmeidig und reguliert den Flüssigkeitshaushalt. Es bringt Ausdauer, Geduld und emotionale Ausgeglichenheit. Kapha besteht aus Erde und Wasser und ist schwer, kühl, süss, schleimig und stabil. Sein Sitz liegt im Brustraum, in der Lunge, im Magen, in den Nebenhöhlen und im Fettgewebe.

Deine persönliche Mischung – die Prakriti

Jeder Mensch trägt alle drei Doshas in sich – aber in individueller Zusammensetzung. Diese Mischung ist wie ein energetischer Fingerabdruck und wird im Ayurveda Prakriti genannt.

Es gibt zwei Arten von Konstitution:

Deha Prakriti – die körperliche Konstitution: z. B. Stoffwechsel, Körperbau, Verdauung

Manasa Prakriti – die mentale Konstitution: z. B. Denkweise, Emotionen, psychische Veranlagung

Beide sind von Geburt an festgelegt – durch genetische Einflüsse, den Zeitpunkt der Empfängnis und sogar die Umstände während der Schwangerschaft. Die mentale Konstitution kann sich im Laufe des Lebens etwas verändern – durch Lebensstil, Erfahrungen und gezielte Praktiken.

Agni und Ama

Warum dein inneres Feuer über dein Wohlbefinden entscheidet

Im Ayurveda spielt nicht nur die Konstitution eine Rolle – sondern auch dein Agni, das sogenannte Verdauungsfeuer. Du kannst dir Agni wie eine innere, feurige Kraft vorstellen, die alles verarbeitet, was du aufnimmst: Nahrung, Gedanken, Eindrücke, sogar Emotionen.

Wenn dieses Feuer gut brennt, fühlst du dich klar, energiegeladen und ausgeglichen. Es wandelt Nahrung in Nährstoffe um, leitet Abfallstoffe aus und versorgt deinen Körper mit allem, was er braucht. Ayurveda nennt diesen Zustand Samagni – ein harmonisch funktionierendes Verdauungsfeuer.

Die drei Ebenen von Agni

Ayurveda unterscheidet verschiedene Arten von Agni – jede mit einer eigenen Aufgabe:

Jatharagni – das zentrale Verdauungsfeuer Es sitzt im Magen-Darm-Trakt und ist der „Hauptkochtopf“. Hier beginnt die Verarbeitung der Nahrung. Wenn Jatharagni schwach ist, leidet der ganze Stoffwechsel.

Bhutagnis – die Elementefeuer Sie kümmern sich um die fünf Elemente in der Nahrung: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum. Jedes Bhutagni hilft, diese Bestandteile in Energie und Substanz umzuwandeln.

Dhatvagnis – die Gewebe-Feuer Sie sorgen dafür, dass aus der Nahrung die sieben Gewebearten entstehen – z. B. Blut, Muskeln, Fett, Knochen. Sie erhalten und regenerieren den Körper.

Wenn das Feuer aus dem Gleichgewicht gerät

Nicht jedes Agni funktioniert gleich. Es kann:

zu stark sein (Tikshagni) – du verbrennst zu schnell, wirst unruhig
zu unregelmässig (Vishamagni) – mal zu viel, mal zu wenig
zu träge (Mandagni) – du fühlst dich schwer, müde, aufgebläht

Und genau hier kommt Ama ins Spiel.

Was ist Ama?

Ama ist das, was nicht verdaut wurde – im wörtlichen Sinne „ungekocht“ oder „unverarbeitet“. Es entsteht, wenn Agni zu schwach ist und sich Rückstände im Körper ansammeln. Ama ist klebrig, blockiert die feinen Transportkanäle (Srotas) und gilt im Ayurveda als eine der Hauptursachen für viele Krankheiten.

Was hilft?

Ein gut funktionierendes Agni ist der Schlüssel. Mit einer passenden Ernährung, regelmässigen Routinen und einem Lebensstil, der zu deiner Konstitution passt, kannst du Ama vermeiden – und deine Gesundheit langfristig stärken.

Gesundheit und Krankheit aus ayurvedischer Sicht

Was es bedeutet, in Balance zu sein

Im Ayurveda bedeutet Gesundheit viel mehr als „nicht krank zu sein“. Es geht darum, dass Körper, Geist und Seele im Einklang mit deiner ganz persönlichen Konstitution stehen – also mit dem, was dich einzigartig macht.

Wenn deine Doshas (Vata, Pitta, Kapha) im Gleichgewicht sind, dein Verdauungsfeuer (Agni) gut arbeitet, deine Gewebe (Dhatus) stark sind und die Transportkanäle (Srotas) frei und durchlässig – dann fühlst du dich lebendig, klar und stabil. Auch Freude und inneres Glück gehören im Ayurveda zur Gesundheit. Es ist ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen.

Was passiert bei Krankheit?

Krankheiten entstehen, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird – zum Beispiel durch Stress, unpassende Ernährung, zu wenig Schlaf oder emotionale Belastung. Besonders ein Ungleichgewicht der Doshas kann dazu führen, dass sich Beschwerden zeigen.

Ayurveda schaut dabei nicht nur auf Symptome, sondern fragt: Was hat dich aus deiner Mitte gebracht? Und wie kann man dich wieder dorthin begleiten?

Jeder Mensch ist anders – jede Behandlung auch

Was ich am Ayurveda besonders schätze: Es gibt keine Pauschallösungen. Zwei Menschen können dieselben Beschwerden haben – aber ganz unterschiedliche Ursachen. Deshalb ist jede Behandlung individuell.

Eine gute ayurvedische Behandlung berücksichtigt alle Ebenen des Lebens: Ernährung, Heilpflanzen, Routinen, Emotionen, sogar deine Umgebung. Ziel ist es, deine Selbstheilungskräfte zu aktivieren, damit dein Körper wieder ins Gleichgewicht findet – ganz natürlich und nachhaltig.

Ayurveda im Alltag

Was es bedeutet, in Balance zu sein

Ayurveda ist nicht nur Theorie – sondern eine Lebensweise. Es zeigt dir, wie du mit einfachen Routinen, achtsamer Ernährung, Kräutern und Ölanwendungen dein Wohlbefinden stärken kannst. Es hilft dir, dich selbst besser zu verstehen und mit den natürlichen Rhythmen zu leben.

Für mich ist Ayurveda wie ein Kompass: Er zeigt mir, wie ich gut für mich sorgen kann – nicht perfekt, aber bewusst. Und genau das möchte ich auch weitergeben.

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