Ushnodaka abgekochtes Wasser im Ayurveda

Ushnodaka – Warum abgekochtes Wasser mehr ist als nur heiss

Geposted von Silke Mohr am

Inhaltsverzeichnis

Wasser ist Leben – aber bitte gekocht
So bereitest du Ushnodaka zu
Wann und wieviel? So trinkst du es richtig
Pimp your Ushnodaka – Variationen mit Gewürzen
Mein Tipp für den Alltag

Es klingt fast zu einfach, um wahr zu sein: Wasser kochen, trinken, wohlfühlen. Und doch ist genau das im Ayurveda ein kraftvolles Ritual mit erstaunlicher Wirkung. Ushnodaka – das abgekochte Wasser – ist ein einfaches, aber kraftvolles Element der ayurvedischen Gesundheitslehre. Im Ayurveda gilt es als reinigend, stoffwechselanregend und immunstärkend. Und das Beste: Du brauchst dafür weder Mixer noch Superfoods – nur einen Topf, etwas Zeit und die Lust, dir selbst etwas Gutes zu tun.

Wasser ist Leben – aber bitte gekocht: Die ayurvedische Sicht auf abgekochtes Wasser

Unser Körper besteht zu einem grossen Teil aus Wasser. Es versorgt unsere Zellen, transportiert Nährstoffe und hält uns geschmeidig – innen wie aussen. Doch Ayurveda sagt: Wasser ist nicht gleich Wasser. Erst durch das Kochen wird es transformiert: Es wird leichter, wärmer und energetisch aufgeladen.
Wenn du Wasser 10–15 Minuten köcheln lässt, verändert sich seine Struktur und Wirkung. Es erhält spezifische Eigenschaften, die im Ayurveda gezielt therapeutisch genutzt werden:

  • Es wird „laghu“ – leicht, und dadurch besser verdaulich.
  • Es wirkt „ushna“ – erhitzend, was das Verdauungsfeuer (Agni) stärkt.
  • Es ist „deepana“ – appetitanregend, und bereitet den Körper auf die Nahrungsaufnahme vor.
  • Es wirkt „pachana“ – verdauungsfördernd und Ama-verbrennend, also hilft dabei, Stoffwechselschlacken sanft auszuscheiden.
  • Es zeigt eine „lekhana“-Wirkung, was bedeutet, dass es im übertragenen Sinn auskratzend wirkt – es reinigt die Gewebe und befreit den Körper von innerem Ballast.

Darüber hinaus wirkt abgekochtes Wasser harntreibend, unterstützt das Lymphsystem und gleicht insbesondere Kapha- und Vata-Beschwerden aus. Es kann hilfreich sein bei Störungen des Meda-Dhatus (Fettgewebe), etwa bei Übergewicht, und wird traditionell auch bei Amavata (entzündliche Beschwerden des Bewegungsapparats), Husten, Fieber und Bronchialasthma eingesetzt.

Diese einfache Praxis kann also weit mehr bewirken als nur Durst löschen – sie ist ein stiller Helfer für Reinigung, Regulation und Regeneration.

Ich selbst trinke Ushnodaka seit über zwanzig Jahren jeden Morgen. Mal pur, mal mit Ingwer oder Fenchel. Es ist mein kleines Ritual, bevor der Tag losgeht – und mein Bauch merkt den Unterschied. Deshalb möchte ich dir zeigen, wie du es ganz einfach in deinen Alltag integrieren kannst.

 

So bereitest du Ushnodaka zu – einfacher geht's nicht

Du brauchst:
1 Liter Leitungswasser

Zubereitung: 
Wasser in einem Topf 10–15 Minuten ohne Deckel köcheln lassen. In eine Thermoskanne füllen und über den Tag verteilt in kleinen Schlucken trinken – am besten warm.

Dosha-Anpassung durch Einkochen:
Vata: auf ca. 875 ml einkochen
Pitta: auf ca. 750 ml einkochen
Kapha: auf ca. 500 ml einkochen

Je länger das Wasser kocht, desto intensiver ist seine reinigende Wirkung. Für Vata darf es sanft und beruhigend sein, für Pitta mild - in moderater Kochzeit, damit es nicht zu erhitzend wirkt, und für Kapha richtig aktivierend und stoffwechselanregend.


Wann und wieviel? So trinkst du
abgekochtes Wasser richtig

Die Wirkung von abgekochtem Wasser entfaltet sich am besten, wenn du es richtig trinkst. Das bedeutet: warm, über den Tag verteilt und in kleinen Schlucken. So kann dein Körper es optimal aufnehmen und die reinigenden Eigenschaften voll nutzen.

Allgemeine Tipps:

  • Morgens nüchtern starten: Ein Glas warmes abgekochtes Wasser auf nüchternen Magen regt die Verdauung an und bereitet den Körper auf den Tag vor.
  • Über den Tag verteilt trinken: Nicht auf einmal, sondern schluckweise – so bleibt das Verdauungsfeuer stabil.
  • Warm geniessen: Nicht kochend heiss, aber auch nicht lauwarm. Die Wärme unterstützt Agni und ist angenehm für den Körper.
  • Thermoskanne nutzen: Abgekochtes Wasser hält sich darin etwa 12 Stunden. Bereite es morgens vor und nimm es mit.

Für Vata-Typen:

Vata braucht Regelmässigkeit und Wärme. Trinke dein Ushnodaka in gleichmässigen Abständen über den Tag – das beruhigt das nervöse Vata und fördert die Erdung. Achte darauf, dass es angenehm warm, aber nicht zu heiss ist. Eine moderate Menge (auf ca. 875 ml eingekocht) ist ideal, um Vata sanft auszugleichen, ohne zu überfordern.

Für Pitta-Typen:

Pitta ist von Natur aus heiss – daher sollte das Wasser nicht zu lange gekocht werden (auf ca. 750 ml einkochen). Trinke es warm, aber nicht heiss, um das innere Feuer nicht zusätzlich anzufachen. Besonders am Vormittag und frühen Nachmittag ist Ushnodaka für Pitta hilfreich. Vermeide es, spätabends grosse Mengen zu trinken, das kann Pitta unruhig machen.

Für Kapha-Typen:

Kapha profitiert besonders vom aktivierenden Effekt des abgekochten Wassers. Trinke es möglichst heiss und vor allem morgens – das bringt den trägen Stoffwechsel in Schwung. Je länger das Wasser gekocht wurde (auf ca. 500 ml einkochen), desto stärker ist die reinigende und auskratzende Wirkung. Anders als bei Vata und Pitta sollte Kapha jedoch nicht zu viel trinken – Qualität vor Quantität. 






Pimp your Ushnodaka – Variationen mit Gewürzen

Abgekochtes Wasser ist in seiner puren Form bereits wirkungsvoll – doch mit ausgewählten Gewürzen kannst du seine Wirkung gezielt verstärken und an deine Konstitution oder aktuelle Beschwerden anpassen. Ayurveda nutzt Gewürze nicht nur zum Verfeinern, sondern als therapeutische Helfer mit spezifischen Eigenschaften.

Ingwer hat einen scharfen Geschmack und wirkt erhitzend – ideal für Kapha- und Vata-Typen. Er regt das Verdauungsfeuer (Agni) an, hilft dabei, Ama (Stoffwechselschlacken) zu verbrennen und kann unterstützend wirken bei Völlegefühl, Atemwegserkrankungen, Gelenkbeschwerden und Übelkeit. Besonders in abgekochtem Wasser entfaltet Ingwer seine srota-reinigende Wirkung – er klärt die Atemwege (Pranavaha-Srotas) und eignet sich daher auch vorbeugend in der Erkältungszeit.

Fenchelsamen wirken beruhigend, krampflösend und ausgleichend. Obwohl sie eine kühlende Qualität haben, wirken sie dennoch verdauungsanregend und helfen dabei, Ama – also Stoffwechselschlacken – zu verbrennen. Im Ayurveda werden sie traditionell bei Blähungen, Bauchschmerzen, Übersäuerung, Übelkeit, sowie Leber- und Milzerkrankungen eingesetzt. Fenchel gleicht sowohl Vata als auch Pitta aus (stört Kapha nicht) und ist ideal für Vata-Pitta-Mischtypen. 

Kurkuma ist ein echtes Heilgewürz – nicht nur in der Küche, sondern auch in der ayurvedischen Hausapotheke. Es gleicht alle drei Doshas aus, wirkt aber besonders harmonisierend für Pitta-Kapha-Mischtypen. Kurkuma hat einen scharfen Geschmack, wirkt blutreinigend, fördert eine klare, strahlende Haut und besitzt starke entzündungshemmende, antiseptische und schmerzlindernde Eigenschaften. Du kannst sowohl frischen als auch getrockneten Kurkuma in dein abgekochtes Wasser geben – je nach Geschmack und Verträglichkeit. 

Du kannst die Gewürze direkt mit dem Wasser aufkochen oder erst nach dem Kochvorgang hinzufügen und kurz ziehen lassen. Achte dabei auf deine aktuelle Konstitution und dein Bauchgefühl – Ayurveda ist immer auch eine Einladung zur Selbstbeobachtung. 

 

Mein Tipp für den Alltag – So wird’s zur Routine

Damit dein Ushnodaka nicht nur ein guter Vorsatz bleibt, sondern wirklich Teil deines Alltags wird, braucht es vor allem eins: Leichtigkeit. Ayurveda lebt von der Regelmässigkeit – nicht vom Perfektionismus.

So gelingt der Einstieg:

  • Starte klein. Beginne nur mit dem Wasser oder mit einem Gewürz, das dich anspricht – z. B. Ingwer am Morgen oder Fenchel am Nachmittag. 
  • Bereite dein Wasser direkt nach dem Aufstehen zu. Während du dich fertig machst, kann es köcheln oder abkühlen.
  • Nutze eine schöne Thermoskanne. So bleibt dein Wasser warm und du kannst es über den Tag verteilt trinken.
  • Verknüpfe es mit einem Ritual. Zum Beispiel: „Erst mein Wasser, dann mein Kalender“ – das hilft, es nicht zu vergessen.
  • Bleib neugierig. Spüre, was dir guttut, und passe deine Mischung an deine Tagesform oder Jahreszeit an.

Mein persönlicher Favorit im Herbst: Warmes Wasser mit frischem Ingwer, Fenchelsamen und einer Prise Kurkuma – ein mild-würziges, leicht süssliches Wasser, das angenehm zu trinken ist – besonders morgens oder bei den ersten Anzeichen einer Erkältung. Diese Kombination ist ausgleichend für alle drei Doshas, mit besonderem Fokus auf Pitta-Vata-Balance, was im Herbst genau das Richtige ist.


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